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Rat und Patriziat in Nürnberg: Die Meichsner

Testo tradotto in italiano qui.

Im Jahr 1396 sind die Meichsner aus Pettau in der Steiermark (seit 1918 Ptuj), wo sie zu den reichsten Familien gehörten, nach Nürnberg zugewandert. Als Neubürger würde ein Konrad verzeichnet, dem 1447 Heinrich Meichsner (gest. 1471) und erst 1474 dessen Bruder Peter (gest. 1478) folgten [1]. Die beiden waren außergewöhnlich vermögend und wurden neben Angehörigen ratsfähiger Geschlechter zu den zwanzig reichsten Bürgern in Nürnberg gezählt. Dies gründete auf Aktivitäten im Fernhandel, vor allem aber im Hüttenwesen und in der Metallverarbeitung, bei dem sie ein großes Vermögen erwarben. Heinrich und Peter Meichsner gaben der Stadt an der Pegnitz als einem der ersten Handelsplätze den Vorzug vor der Untersteiermark im Südosten Europas. Von dort brachten sie auch ihre Ehefrauen mit. Schon im Jahr der Zuwanderung wurde Heinrich Meichsner als Genannter aufgenommen, was darauf schließen lässt, dass er bereits vorher in der Nürnberger Gesellschaft als einflussreicher Mann bekannt war. In den Jahren 1451/52 erwarb er zwischen der Fleischbrücke und dem Hauptmarkt ein geräumiges Anwesen gegenüber dem Fleischhaus, das später als Fürstenherberge diente, in dem sich während des Reichsregiments von 1521 bis 1524 das Reichskammergericht eingemietet hat. Neben diesem Anwesen, einer Art Schaltzentrale internationalen Handels, kaufte Heinrich Meichsner 1460 noch die zur Gleißmühle gehörige Schmelzhütte für Buntmetalle und 1463 erwarb er Schloss Röthenbach mit dem dazugehörigen Hammer, östlich von Wendelstein, das wegen seiner Lage auch am Doos genannt wurde. Zu Ehren des heiligen Wolfgang stiftete Meichsner hier mit Zustimmung des Nürnberger Rates 1465 eine Kapelle, worauf der heutige Ortsname Röthenbach bei St. Wolfgang zurückgeht. Diesem finanzstarken Entree hatte es der gebürtige Pettauer Heinrich Meichsner zu verdanken, dass er sechs Jahre nach seiner Übersiedlung in der Nürnberger Ratsstube Platz nehmen durfte. Er wurde 1453 zum jüngeren Bürgermeister gewählt und ununterbrochen bis 1456 im Amt bestätigt. Erst 1458 und erneut von 1460 bis 1466 durfte er sich wieder Ratsherr nennen. Allerdings wussten die alteingesessenen Ratsgeschlechter wohl zu tarieren, denn Meichsner kam während der zwölfjährigen Zugehörigkeit zum Stadtregiment nie über den Status eines jüngeren Bürgermeisters hinaus. Heinrich Meichsner ist fünf Jahre nach seinem Ausscheiden gestorben. Seine Töchter, die sich meist mit Männern aus dem vordersten Stand verheiratet hatten, teilten das reiche Erbe. Zwei waren in das Klarissenkloster eingetreten, in dem Helena Meichsner (gest. 1521) von 1483 bis 1488 als Priorin und von 1488 bis 1503 als Äbtissin wirkte. Mangels eines Stammhalters konnte die Familie nicht mehr an die Bedeutung des Vaters anknüpfen, auch wenn der Name im Tanzstatut des Jahres 1521 noch in der vierten und letzten Gruppe der ratsfähigen Geschlechter aufgeführt wurde. Im Erbwege ist Schloss Röthenbach, später genannt Kugelhammer, 1530 an Hans Tetzel und Heinrich Holzschuler übergegangen.

Über die Nachkommen Peter Meichsners blühte die Familie in Nürnberg fort, doch waren sie nicht mehr ratsfähig. Heinrich II. (gest. 1517) hatte Besitzanteile an Sündersbühl, die nach seinem Tod veräußert wurden. Aus seiner Ehe mit Katharina, Tochter des Konrad Schmid genanntDrahtzieher, ging Heinrich IV. (gest. 1554) hervor, der sich mit Katharina, einer Tochter des Nürnberger Kaufmanns Ludwig Schnöd, vermählte. Trotz des gesellschaftlichen Absinkens in das Bürgerturm wurde im 16. Jahrhundert noch einmal der Name Meichsner in der Ratsstube angeschrieben, was aber ausschließlich auf eine Notlage zurückzuführen ist. Der Urenkel Peter Meichsners, Hyeronymus (gest. 1580), hatte Felicitas Paumgartner als Braut heimgeführt, deren Vater Bernhard I. 1549 im Range eines Septemvirs verstorben war. Hieronymus war seit 1551 Kastner im Pflegamt Hersbruck und wurde 1560 in das Amt des Pfänders in der Stadt berufen, womit er die oberste Polizeigewalt ausübte. Seine Stunde schlug, als im Dezember 1561 die Pest ausbrach und sich im folgenden Jahr ganz verheerend ausbreitete. Im Herbst starben in Nürnberg wöchentlich etwa 500 Menschen und in den Monaten November und Dezember stieg die Todesrate auf durchschnittlich 75 Seuchenopfer pro Tag. Viele jüngere Bürgermeister hatten mit ihren Familien die Stadt verlassen oder waren der Pest schon erlegen, weshalb der Pfänder Hieronymus Meichsner einspringen musste. Während des Ratsgangs 1562 versah er im Range eines jüngeren Bürgermeisters vertretungsweise die siebte, die neunte und die elfte Frage, d.h. je vier Wochen ab dem 26. September, 11. November und ab dem 6. Januar 1563 wirkte er neben den jeweils amtierenden älteren Bürgermeistern. Als die Pest im Frühjahr 1563 wieder ausklang war jeder vierte bis fünfte der etwa 50.000 Einwohner Nürnbergs verstorben. Hieronymus Meichsner überlebte die Katastrophe und bekleidete weiterhin bis 1567 das Amt des Stadtpfänders, danach bat er um Entlassung. Die Nachkommen waren für das Stadtregiment nicht mehr von Bedeutung, 1702 ist der Name in Nürnberg ausgestorben. Einer der Brüder Hieronymus‘ zog nach Augsburg, ein anderer begab sich in kurpfälzischen Dienst. Die Nachkommen des letzteren hatten ihren Sitz in Neusath in der Oberpfalz, wo die Familie 1868 ausgestorben ist.

[1] 1453 Heinrich j 1453-56, j 1458, j 1460-66
[2] 1562 Hieronymus [j 1562]

Fonte

Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert (Nürnberger Forschungen 31/1-3), Nürnberg 2008, pp. 1123-1125.

Der Nachname von Johann Meichsner, Nachkomme der Nürnberger Meichsner, wurde durch Erlass Kaiser Ferdinands III. vom 19. März 1641 in Meichsner von Meichsenau geändert. Lesen Sie hier den Erlass.